Zur „Deutschen Islamkonferenz“ Ende November 2018
Muslime und Kapitalismus in Deutschland
“Der Islam“ beschäftigt Politik und Gesellschaft in Deutschland wie kaum ein anderes Thema. Dies spitzt sich zu der sogenannten „Islamkonferenz“ des rechtspopulistischen Bundesinnenministers und CSU Vorsitzenden Horst Seehofer noch weiter zu.
Vor dieser „Konferenz“ gab es hektische Aktivitäten. Der ehemalige Parteichef der Grünen Cem Özdemir rief mit anderen „Islamkritikern“, Ex Muslimen und sogenannten „Islamexperten“ noch schnell zur Gründung der „Initiative säkularer Islam“ auf, um dort groß auftreten zu können. Der größte islamische Verein in Deutschland und auch wieder auf der Konferenz vertreten ist der sunnitische DITIB, der wegen seiner Abhängigkeit vom Regime in der Türkei und diverser Praktiken wie das bespitzeln von Kritikern der Regierung in Ankara in die Kritik geraten ist. Daneben gibt es unter anderem auch Religionsgemeinschaften und Verbände des Islam die den Regierungen von Saudi Arabien oder dem Iran z.B. nahe stehen sollen und angeblich deren Interessen vertreten sollen. Und es gibt auch viele islamische oder alevitische Kulturvereine die mit Politik nichts am Hut haben.
Es sind jedoch zusammen nur einige Zehntausend Menschen in diesen ganz verschiedenen Islamverbänden aktiv. Die übergroße Mehrheit der etwa 5 Millionen Menschen in Deutschland die zum Islam gerechnet werden, praktizieren ihren Glauben nicht aktiv und unterscheiden sich da wenig von der großen Mehrheit der Menschen in anderen Religionsgemeinschaften.
„Den Islam“ gibt es in Deutschland wie auch weltweit nicht denn wie die Anderen Religionen besteht auch der Islam aus einem ganzen Konglomerat verschiedener Religionen, Richtungen und Ausprägungen. Hinzu kommt das „die Muslime“ kulturell verschieden sind und meist Migranten oder Nachkommen von Migranten aus höchst unterschiedlichen Ländern wie Marokko, Nigeria, Ägypten oder Pakistan sind und von daher oft sehr verschieden sind. Und natürlich hat Jedes dieser Länder ein breites Spektrum vom Glauben das von Säkular bis Orthodox reicht und vor allem gibt es auch soziale Unterschiede von Arm und Reich, wie bei den anderen Religionen auch.
Eine vom Innenminister Veranstaltete „Deutsche Islamkonferenz“ ist da so sinnvoll wie wenn er eine „Deutsche Religionskonferenz“ mit verschiedenen anderen Religionen Veranstalten würde. Auch diese Kirchen werden zum Teil aus anderen Ländern unterstützt und zum Teil auch für politische Zwecke benutzt. Genau genommen ist die „Römisch Katholische Kirche“ auch keine deutsche Kirche sondern ein Teil des Vatikanstaates mit dem Papst als Oberhaupt. Die Römisch Katholische Kirche so wie auch die Evangelischen Kirchen in Deutschland (EKD) sind jedoch als Amtskirchen anerkannt und haben als Körperschaften des öffentlichen Rechtes einen Sonderstatus.
Eigentlich sind Innenminister Seehofer und andere Führende CSU Mitglieder immer dagegen gewesen das der Islam zu Deutschland gehört und haben gegen den Willen der Amtskirchen durchgesetzt, dass in Bayern in allen Ämtern und Behörden Kreuze aufgehängt werden müssen. Sie sind damit den sich inzwischen in Auflösung befindlichen „Patriotischen Europäern gegen die Islamisierung des Abendlandes“ (Pegida) und rechten Parteien wie der AFD entgegen gekommen. Diese lange andauernde Ausgrenzung der Muslime führte jedoch gerade zum wachsenden Einfluss und teilweise sogar zu deren Abhängigkeit von Regimen von anderen Ländern wie dem Iran, Saudi Arabien oder der Türkei in den islamischen Organisationen in Deutschland. Das totale Chaos der kapitalistischen Politik in Deutschland wird komplett deutlich wenn man bedenkt, das der Rechtskonservative Islam in Form des Regimes von Saudi Arabien und auch der AKP der Türkei stark gefördert wurde und wird. Auch das konservative Mullah Regime vom Iran wurde von der deutschen kapitalistischen Politik anfänglich stark gefördert und zur Macht verholfen. Der ganze „Politische Islam“ in der heutigen Zeit ist eigentlich ein Produkt der herrschenden Klassen und ihres Kapitalismus auch in Deutschland, die damit ihr System zu festigen und zu stabilisieren versuchen.
Diese Versuche erweisen sich jedoch mehr und mehr als Bumerang denn die islamischen Regime und ihre Agenturen werden aus Sicht der deutschen kapitalistischen Politik mehr und mehr zu „Problemfällen“. Die Lösung ist aus Sicht dieser Politiker nun eine 180 Grad Wende, „der Islam“ gehört selbst nach Seehofer nun doch zu Deutschland. Aber sie wollen einen „Deutschen Islam“ der sich von besagten Regimen distanziert und die kapitalistische Klassengesellschaft und sein kapitalistisches System akzeptiert. Für den Verzicht auf das Geld dieser Regime soll es nun Geld und Förderung vom deutschen Staat geben, der seinerseits dafür den nunmehr „deutschen Islam“ beeinflussen möchte. Religionslehrer für den „deutschen Islam“ werden in vielen Bundesländern bereits ausgebildet und an mehreren Universitäten werden Fakultäten und Lehrstühle für islamische Theologie eingerichtet. Die deutsche kapitalistische Politik geht sozusagen zum Gegenangriff gegen seine eigene Politik in den „islamischen“ Ländern über. Die von ihm selbst mit gezüchteten islamisch / kapitalistischen Regime und die lange geförderten „radikalislamischen“ Richtungen sollen in Deutschland aber auch international und in den islamischen Ländern nun vom „deutschen Islam“ eingedämmt werden.
Ein Opfer dieses Strategiewechsels der deutschen kapitalistischen Politik sind die antiislamischen und rassistischen „Bewegungen“ wie Pegida, PI-News und auch die AFD zum Beispiel. Diese werden weniger gefördert und mehr bekämpft als es vor dem Strategiewechsel der Fall gewesen ist. So einige Volksverhetzer aus diesem Spektrum stehen daher mittlerweile auf verlorenem Posten und einige dieser Leute die sich eigentlich lange „Ex Muslime“, „Islamkritiker“, „Verteidiger des Abendlandes“ usw. genannt haben, nehmen nun plötzlich als „liberale und säkulare Muslime“ auch an dieser „Islamkonferenz“ von Innenminister Seehofer teil.
Das eigentliche und große Problem für die Masse der zum Islam gezählten Menschen in Deutschland und auch International ist jedoch das kapitalistische Wirtschaftssystem und die Klassengesellschaft, die soziale Ungleichheit und die Diktatur und das ganze Elend das dieses System erzeugt. So gibt es eben auch unzählige „islamische“ aber eigentlich kapitalistische Milliardäre und Diktatoren während die Masse der kleinen Leute zu wenig zum überleben hat.
Es gibt nur eine Welt und die ist kapitalistisch und alles hängt schon seit sehr langer Zeit global mit allem zusammen. Antikapitalistische Politik muss darauf abzielen alle Menschen für einen gemeinsamen Kampf gegen den Kapitalismus und eine neue Zeit zu gewinnen und zwar egal welcher Religion, Weltanschauung, Nation oder welcher Hautfarbe oder welchem Geschlecht sie angehören. Wir brauchen den gemeinsamen Kampf für Gleiche Rechte für alle Menschen, für wirkliche Demokratie und den Schutz der Umwelt und das überall. Wir brauchen den gemeinsamen Kampf für akzeptable Lebensbedingungen, soziale Gleichheit und Demokratie. Jeder Mensch muss seine Religion, Kultur oder Nationalität frei wählen und leben können, was im Kapitalismus gar nicht möglich ist. Selbstverständlich auch der Islam dem man nicht auch noch nach den kapitalistischen Diktaturen noch den „deutschen Islam“ aufzwingen darf. Diese Religion muss den anderen Religionen und Weltanschauungsgemeinschaften sowie anderen Kulturvereinen gleichgestellt und ebenso gefördert werden.
Siegfried Buttenmüller
30.11.18