Militärputsch in Bolivien:
Das Volk gewinnt!
Seit einigen Stunden verfolgen wir im Internet Berichte über einen Militärputsch und Proteste in Bolivien. Die Hauptereignisse spielen sich derzeit auf der Plaza Murillo im Zentrum der bolivianischen Hauptstadt La Paz ab, wo sich die Regierungsgebäude befinden. Zuvor hatten einzelne Armeeeinheiten das umliegende Gebiet mit militärischer Ausrüstung besetzt.
Zeitgleich mit den ersten Schüssen der Panzerwagen auf der Plaza Murillo wurden die ersten Informationen über den Staatsstreich vom aktuellen Präsidenten Luis Arce und dem ehemaligen Präsidenten Evo Morales bekannt gegeben. Letzterer rief sofort Gewerkschaften und staatliche Institutionen dazu auf, sich dem Streik anzuschließen, gegen die Geschehnisse zu protestieren und die Straßen zu blockieren.
Bald darauf begannen Armeeeinheiten – die genaue Zahl der Soldaten wurde noch nicht bekannt gegeben – in Regierungsgebäude einzudringen, darunter auch in den Präsidentenpalast. Offensichtlich war der Versuch erfolgreich.
Präsident Arce hielt eine Pressekonferenz direkt im Präsidentenpalast ab, umgeben von Anhängern des Oberbefehlshabers der Armee, Juan Jose Zúñiga, des Anführers des Putsches. Der bolivianische Präsident bezeichnete die Geschehnisse als einen Putschversuch und rief die internationale Gemeinschaft dazu auf, diesen zu verurteilen.
Parallel dazu erklärte Zúñiga, dass ein neues Kabinett gebildet werde und „so etwas im Land nicht weitergehen könne“. Er weigerte sich, die Truppen aufzulösen und die Soldaten in ihre Kasernen zurückzuschicken.
Stattdessen verkündete Zúñiga, dass die Ära des sozialistischen Regimes im Land vorbei sei. Eine Übergangsregierung werde eingesetzt, um das lokale Regierungssystem umzustrukturieren und alle politischen Gefangenen zu begnadigen, darunter auch die ehemalige Mitte-Rechts-Präsidentin Jeanine Áñez. Gleichzeitig verurteilte er den versuchten Machtwechsel.
Bisher wurde der Putschversuch von den Regierungen Mexikos, Venezuelas, Chiles, Kubas, Kolumbiens und der Europäischen Union (sowie gesondert von Spanien) verurteilt.